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  • AutorenbildKarl Obermann

Neue Motoren braucht das Land

Neue Automotoren werden anders sein, als die bisherigen. Das gleiche trifft auf die automobilen Plattformen zu, die ganz neue Perspektiven eröffnen. Genau daran arbeitet das Unternehmen DeepDrive in München. Über Details sprach unser Magazin mit Christopher Römmelmayer, CO-Founder und Software-Engineer.

Die neue DeepDrive Plattform als Echtbild im Entwicklungslabor in München. Werkbild: Autor
Die neue DeepDrive Plattform als Echtbild im Entwicklungslabor in München. Werkbild: Autor

H&E: Herr Römmelmayer, wo kommt die Basisidee zu Ihrem Unternehmen her, was war der zündende Funke?

Römmelmayer: Wir kennen uns als Team schon sehr lange. Wir haben zusammen studiert, haben in den Folgejahren in der Industrie an einschlägigen Projekten gearbeitet und hatten dann das Gefühl, dass es für uns richtig wäre, wenn wir eine gemeinsame Firma gründen und zusammenarbeiten würden. Nun aber nicht mehr an studentischen, sondern an kommerziellen Projekten. Wir passen als Team gut zusammen und wir waren auch alle in der Automobilindustrie beschäftigt.

Unsere Basisidee ist es, eine neuartige Plattform zu entwickeln und zu bauen, auf der nun PKWs und Kleinbusse aufgebaut werden können, und zwar als Elektroautos.


Daraus resultiert, dass Sie eine Fahrzeugbasis wie auch Motoren entwickelt haben?

Genau. Wir wollten eine komplett flache Fahrzeugplattform bauen, weil man damit hernach, als Innenraum- oder Karosseriedesigner, sehr viele Freiheiten hat. Freiheiten, die man bei heutigen Fahrzeugen nicht hat, weil in der Mitte der Tunnel sitzt und vieles andere und weil man einen Motorraum braucht usw...

Und deshalb haben wir einen eigenen Motor entwickelt, der im Rad sitzt und weiter keinen Platz braucht. Also wir sind auf die Plattform als auch den Motor fixiert, wobei der Motor erst die flache Plattform ermöglicht.


Wann haben Sie dann gegründet?

Die Gründung erfolgte am 01.04.21 und seitdem arbeiten wir auch zusammen.


Führen Sie das Unternehmen noch kollektiv, alle gleichberechtigt, oder haben Sie sich bereits eine Struktur gegeben?

Ja, es gibt bereits eine Struktur. Wir haben zwei Geschäftsführer, Felix Römbacher und Stefan Ender. Herr Römbacher kommt aus dem Finanzbereich und Stefan Ender aus dem Engineering. Die anderen fünf Gründer sind im Unternehmen angestellt, wobei wir aber alles nötige gemeinsam besprechen.


Trotzdem ist jemand da, der Ansprechpartner nach außen ist und nach innen die Geschicke lenkt...

... und im Zweifelsfall auch mal einen Streit schlichten kann.


Wie viele Mitarbeiter haben Sie insgesamt?

Zu den sieben Gründern gibt es noch einen Masterranden, also acht insgesamt. Weiteres Wachstum ist fest geplant.


Christoph Römmelmayer, Co-Founder und Software Ingenieur bei DeepDrive in München. Werkbild: Autor
Christoph Römmelmayer, Co-Founder und Software Ingenieur bei DeepDrive in München. Werkbild: Autor

Worauf richtet sich jetzt Ihre Arbeit, Ihr Tun, hauptsächlich?

Im nächsten Jahr, etwa im Oktober 2022, werden wir einen Prototypen herausbringen, der schon alle Funktionen beinhalten soll, wie eine spätere Serienplattform. Unsere aktuelle Arbeit richtet sich auf Konzept und Design dieses Prototypen.


Und die Motoren sind schon fertig?

Die Motoren sind schon validiert. Sie waren auf einem Prüfstand beim Fraunhofer Institut und sind mittlerweile auch patentiert. Wir sind jetzt dabei, die Motoren zu industrialisieren, damit sie auch in größeren Stückzahlen gefertigt werden können.


Man hat da etwas gelesen von irre hohen Motordrehmomenten, etwa 1500 NM. Bei einem normalen Auto ist man froh, wenn man 400 NM zusammen bringt.

Das hängt damit zusammen, dass wir kein Getriebe haben, sondern einen Direktantrieb. Somit wird die Drehzahl nicht übersetzt. Normale Antriebe haben niedrigere Drehmomente, dafür aber höhere Drehzahlen, bei uns ist es umgekehrt. Wir fahren eben mit niedrigen Drehzahlen und höheren Momenten und bringen die Leistung dadurch auf. Ein wesentlicher Teil unseres Konzepts sieht einen getriebelosen Motor vor, der direkt an der Radnabe sitzt.


Ohne jetzt Ihre Betriebsgeheimnisse abfragen zu wollen, was sind denn die wesentlichen Punkte bei der Leistungsoptimierung, das Material, die Geometrie, die Elektronik oder alles?

Es ist eine Mischung aus allem: Ein Zusammenspiel aus dem elektromagnetischen Design der Maschine, der Geometrie, der Leistungselektronik...


Und entwickeln Sie die elektronische Seite auch?

Ja, auch die elektronischen Komponenten entwickeln wir selbst und sie werden auch an der Maschine selbst integriert. Leistungselektronik und Maschine werden im Rad sitzen.


Dieses elektro/mechanische Design muss man ja auch als CAD-Modell haben. Sind Sie hier mittlerweile in der Lage, beides gemeinsam zu entwickeln und zu simulieren?

Beides wird gemeinsam aufgebaut. Wir sind sehr stark auch auf vertikale Integration bedacht, so dass alles aus einem Guss kommt; dadurch sehen wir große Vorteile.


Deep Drive als virtuelle Plattform innerhalb der 3DExperience Plattform. Werkbild: DD
Deep Drive als virtuelle Plattform innerhalb der 3DExperience Plattform. Werkbild: DD

Um das gesamte Design umzusetzen, nutzen Sie Catia von Dassault Systémes. Sind da die entsprechenden Tools vorhanden?

In der Nutzung von Catia sehen wir ein großes Potential – gerade in der Automobilwelt. Es gibt dort die verschiedensten Tools, die für Design und Simulation eingesetzt werden können, wie auch für die Verwaltung der Daten – alles auf einer Plattform.


In der Tat, der Anbieter dieser Software-Werkzeuge, Dassault Systèmes, hat sehr viele Tools im Angebot. Wie sieht die Kooperation mit denen aus? Was müssen die bringen, was bringt DeepDrive?

Wir nutzen deren Systeme, einschließlich der sogenannten Experience-Plattform. Eine hoch integrierte Plattform, wie schon angedeutet, mit der letztendlich alles in einer Umgebung erledigt werden kann. Und im Gegenzug stellen sie uns die Tools zur Verfügung, die wir brauchen und wir testen diese im Rahmen unserer Arbeit.


Also Sie schauen die Tools genau an und geben Dassault Systémes dann wieder Rückmeldung?

So läuft es.


Nutzen Sie die Catia V5 oder V6?

Die gesamte Plattform heißt 3D Experience und da ist Catia dann integriert. Die früheren Bezeichnungen Catia V5 und Catia V6 haben wir nicht mehr. Wir nutzen jetzt im Wesentlichen die Pakete für CAD und Simulation sowie die Datenverwaltung. Alles weitere kommt später. Dennoch ist unser Fokus schon darauf gerichtet, dass möglichst viele Tools auf einer Plattform integriert sind, denn Schnittstellen zwischen Tools sind oft schwer zu handhaben. Ob wir auf die Cloud gehen, ist noch nicht entschieden – wenn eine sichere Lösung vorhanden ist, dann gerne, sonst besser nicht.


Nochmals zu Catia & Co. Erfüllt die Software Ihre Wünsche?

Bis jetzt tut sie das sehr gut. Wie es in Zukunft aussehen wird, weiß man nicht, wir alle sind keine Hellseher.


Was sagen Sie Ihren Automobilherstellern, was sie davon haben oder hätten, mit Ihrer Plattform zu arbeiten?

Ein riesiger Vorteil für automobile OEMs ist es, die Entwicklungszeit zu verkürzen. Je nach System rechnen wir um den Faktor 4 kürzere Entwicklungszeiten.

Der andere Punkt ist das total cost of ownerschip. Da unser Antriebssystem so effektiv ist, werden Energiekosten gespart. Und die Energiekosten wirken sich stark auf die Betriebskosten aus, gerade bei großen Flotten. Die Motoren tragen auch zu einer Erhöhung der Lebensdauer bei. Da einzelne Komponenten ausgetauscht werden können, trägt es auch zur Erhöhung der Plattformlebensdauer bei.


Gibt es schon „jemanden“, der mit Ihnen kooperieren will?

Wir sind gerade in vielen Gesprächen und hoffen in Kürze erste Abschlüsse vorzeigen zu können.


Herr Römmelmayer, vielen Dank für das Gespräch.


 

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