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  • AutorenbildKarl Obermann

Harmonisierung von Business und Ökologie: Nachhaltigkeit war der Grundgedanke dieser Hannover-Messe

„Wir können so nicht weitermachen, um unseren Planeten nicht ernsthaft zu gefährden.“ Dieser Gedanke schwebt ja schon seit einigen Jahren herum. Nun aber scheint er in der Industrie angekommen zu sein: Fast kein Stand auf der Hannover-Messe 2022, der nicht auf Schildern darauf hinwies oder sogar schon Produkte präsentierte.

Auch wenn die Messe in diesem Jahr nicht ganz so glamourös war wie früher: Wer dort gewesen ist, hat sich gefreut über die vielen persönlichen Begegnungen.
Auch wenn die Messe in diesem Jahr nicht ganz so glamourös war wie früher: Wer dort gewesen ist, hat sich gefreut über die vielen persönlichen Begegnungen.

Alle, die in Hannover waren, haben sich gefreut, endlich wieder eine reale Messe dort zu haben, Menschen zu treffen, die man schon lange nicht mehr gesehen hat und die man doch braucht für seine Arbeit etc. Das gleiche gilt für neue Produkte.


Wer kennt z. B. schon Scilla Mechanica aus Italien. Ein Unternehmen, welches Messing-, Bronze- und Aluminiumgussteile herstellt und diese auch nach Kundenwunsch bearbeitet. Scilla Mechanika arbeitet mit dem Kokillenguss! Es entstehen Teile im Durchmesser von 10 mm bis 14.000 Millimeter. Zu gebrauchen als Gleitlager, Leisten, Platten, Bügel, Ringe und Flansche u. a. Das enorme Größenspektrum erlaubt sowohl sehr filigrane, als auch wirklich große Schermaschinenteile. Auch bei diesen, wenn man so will, sortenreinen Teilen ist eine Wiederverendung nach dem Ende der Lebensdauer möglich: Man schmilzt sie ein und vergießt sie erneut - also sehr nachhaltig.

Scilla Mechanica sitzt in Norditalien, von hier aus gesehen kurz vor dem Gardasee und nicht kurz vor Peking. Bei all dem, was wir mit Lieferketten in den letzten ein bis zwei Jahren erleben mussten, sicher ein großer Vorteil für Kunden in Mitteleuropa.



Wurzelhüllen als Wasserspeicher...

...präsentiert in Hannover von der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe


Saat und Pflanzung von Forstbäumen erfordern die kühlen und feuchten Witterungsbedingungen von Frühjahr und Herbst. Forschende des Fachgebietes Urbane Ökophysiologie der Humboldt-Universität zu Berlin, des Landeskompetenzzentrums Forst Eberswalde und der Wald-Wiese-Holz GmbH Buckow entwickelten jetzt ein neues Verfahren zur Pflanzung von Waldbäumen mit wasserspeichernden Wurzelhüllen, das die Bestandesbegründung während der gesamten Vegetationszeit ermöglicht. Das Forschungsvorhaben wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) gefördert.


Die neuartigen Wurzelhüllen mit biologisch abbaubarer, zunächst wasserdichter Wand enthalten Roh- Sphagnum (Torfmoos) – ein strukturstabiles, luftreiches Substrat aus der Paludikultur mit extrem hoher Wasserspeicherkapazität im Vergleich mit einem weiteren Torfersatz-Substrat und den zur Forstpflanzenproduktion üblichen Substraten auf Torfbasis zeigte das Roh-Sphagnum hinsichtlich der Wasserspeicherkapazität und der Zweitwurzeldichte die besten Ergebnisse. In einem Freilandversuch auf drei Verjüngungsflächen in Brandenburg wurden die Hüllen bei der Anzucht von Eichen erprobt. Nach zweijähriger Standzeit waren die Eichen in den Wurzelhüllen den Vergleichskulturen aus Saat, Container- und wurzelnackten Pflanzen identischer Saatgutherkunft bei der ober- und unterirdischen Biomasseentwicklung deutlich überlegen.



Wasserspeichernde Folien-Wurzelhüllen mit zwei Monate alten Stieleichen nach Anzucht in einem mit Perlit gefüllten Container. Am unteren Rand erkennbar die Perforation der Folien durch das Wurzelwachstum. | Foto: Prof. Rudolph Ehwald
Wasserspeichernde Folien-Wurzelhüllen mit zwei Monate alten Stieleichen nach Anzucht in einem mit Perlit gefüllten Container. Am unteren Rand erkennbar die Perforation der Folien durch das Wurzelwachstum. | Foto: Prof. Rudolph Ehwald

Business Sustainability...

... denn wir haben keinen zweiten Planeten zur Verfügung


Business Sustainability fußt auf der Überlegung, dass Kosten für Unternehmen nicht nur auf Grund wirtschaftlicher Faktoren entstehen, sondern auch ökologische und soziale Kosten den Erfolg eines Unternehmens beeinflussen. Diese Einflüsse finden sich auch in der von Dassault Systémes ausgerufenen Maxime „Harmonizing Product, Nature and Life“ wieder. In der Praxis bedeutet dies, dass Unternehmen dabei gestärkt werden sollen, Innovationen für den Markt der Zukunft bereits heute entwickeln zu können. Drei Bereiche sind dabei besonders wichtig: Der Grad der Digitalisierung, das Einbeziehen von Nachhaltigkeitsaspekten sowie die Kompetenzentwicklung der Mitarbeiter.


Volle Breitseite: Dassault Systémes hat mit einem riesigen Stand gezeigt, was heute alles möglich ist. | Quelle: Dassault Systémes
Volle Breitseite: Dassault Systémes hat mit einem riesigen Stand gezeigt, was heute alles möglich ist. | Quelle: Dassault Systémes

Beispiel aus der Praxis: Elektro-Nutzfahrzeug aus der Cloud von EVUM Motors


Getreu dem Motto „Engineered in Germany, reinvented everywhere“ nutzt das deutsche Unternehmen EVUM Motors die 3DEXPERIENCE Plattform von Dassault Systémes dazu, ein erschwingliches und umweltfreundliches 4x4-Allrad-Fahrzeug zu entwickeln, welches vor allem in Schwellenländern zum Einsatz kommt.

Ziel war von Beginn an die Entwicklung eines Fahrzeugs, das sich direkt vor Ort einfach herstellen und finanzieren lässt. Es sollte nachhaltig, wartungsarm und durch den modularen Aufbau individuell an die Bedürfnisse der Nutzer anpassbar sein. Dadurch möchte das Unternehmen einen Beitrag zur globalen Senkung von Treibhausgasemissionen leisten. All diese Faktoren konnten durch die Entwicklung auf der 3DEXPERIENCE Plattform bereits im Vorfeld berücksichtigt und in sehr kurzer Zeit umgesetzt werden. Ein großer Vorteil: Durch den Einsatz von Simulation konnte das Team seine Fertigungslinie simulieren und etwaige Produktionsprobleme frühzeitig identifizieren. Auf physische Prototypen verzichteten die Ingenieure aus München weitestgehend. Somit wurden nicht nur Entwicklungskosten, sondern auch Abfälle reduziert.



Microsoft Cloud for Sustainability fördert die Nachhaltigkeit


Auf der Hannover-Messe stellt Microsoft auch die neue Cloud for Sustainability vor. Sie ermöglicht Unternehmen, Emissionsdaten aus ihrer gesamten Wertschöpfungskette zu erfassen, Einsparpotenziale zu identifizieren und konkrete Maßnahmen zur Verringerung der Luftverschmutzung umzusetzen.

Das digitale Werkzeug zur Analyse von Emissionen führt eine Reihe von Umwelt-, Sozial- und Governance-Funktionen aus dem Cloud-Portfolio von Microsoft zusammen. Durch die Integration von Partnerlösungen gewinnen Industrieunternehmen zudem weitere wichtige Einblicke, die sie dabei unterstützen, ihre Klimaziele zu erreichen.



Generatives Design hilft beim leichter Bauen


Generatives Design nutzt die Möglichkeiten des 3D-Drucks voll aus, um Werkstücke besser zu bauen als früher. So hat der britische Sportwagenhersteller BAC u. a. die Felgen bei einem neuen Rennwagen per generativem Design neu gestaltet. Dadurch konnten 5 kg Gewicht eingespart werden. Eine ganze „Welt“, wenn es darum geht, Bruchteile von Sekunden an Speed zu gewinnen. Der ganze Rennwagen wiegt nun nur noch 570 Kilogramm und beschleunigt in weniger als 3 Sekunden auf 100 km/h.

Zum Einsatz kam Autodesk Fusion 360 und Software zur Simulation. Das Ergebnis des Ganzen war auf der Hannover-Messe zu sehen. Kein Fotoapparat blieb ungenutzt.



Die Welt des Digitalen dringt bis in die Fertigung vor. | Quelle: Hannover-Messe
Die Welt des Digitalen dringt bis in die Fertigung vor. | Quelle: Hannover-Messe

Kraftblocks System zum Ersetzen von Gas


Auch bei diesem Fall wird gezeigt, wie mit modernen Konstruktionsmethoden, 3ds 3DEXPERIENCE Plattform, ganz neue Produkte für die Umwelt geschaffen werden.

Kraftblocks Net-Zero-Heat-System ersetzt industrielle Gaskessel und Feuerungen durch grüne Wärme. Erneuerbare Energiequellen werden mittels Speicher zu einem kosteneffizienten und sicheren System für Prozesswärme verbunden. Das System ermöglicht, Industrieprozesse bis 1000°C von fossilen Energien auf erneuerbare Energien umzustellen. Das patentierte Speichersystem von Kraftblock stellt die Energieversorgung rund um die Uhr sicher und senkt dabei noch die Kosten. Die Anwendungen und Möglichkeiten gelten für jede produzierende Industrie mit Wärmebedarf.


Der Klimawandel ist eines der schwerwiegendsten Probleme unserer Zeit. Die Welt muss auf erneuerbare Energien umsteigen. Die Herausforderung: Die Erzeugung erneuerbarer Energien hängt stark von der Verfügbarkeit von Sonne und Wind ab. Die Entkopplung der Energieerzeugung vom Verbrauch durch Speicher ist entscheidend für den Übergang zu erneuerbaren Energien. Ein weltweiter Übergang erfordert eine globale Speicherkapazität von mehr als 15000 TWh im Jahr 2050.


Industrielle Abwärme ist auch eine Art erneuerbare Energie, die nutzbar ist, bevor sie in die Atmosphäre entlassen oder aufwändig runter gekühlt wird. die Marktgröße der Abwärme wurde allein für Deutschland auf 280 TWh pro Jahr ermittelt. Das weltweite Potenzial ist noch nicht bekannt. Kraftblock hat die Mission, ein speicherbasiertes nachhaltiges Energiesystem zu entwickeln.

Kraftblock bietet ein umweltfreundliches, kostengünstiges und skalierbares, modulares Speichersystem für thermische Energie und damit eine wesentliche Säule der Energiewende für den Übergang zu erneuerbaren Energien.


Zum guten Schluss


Die erste Hannover-Messe nach der Pandemie ist vorbei. Aussteller und Veranstalter zogen ein positives Fazit. Die Hannover-Messe habe gezeigt, dass die industrielle Transformation mit großen Schritten vorankommt und die Industrie bereits heute Antworten auf die Herausforderungen von Klimaschutz und Versorgungssicherheit vorweisen kann. Zugleich wurde deutlich, dass Messen als Treffpunkt von Menschen auch in Zukunft zentrale Geschäfts- und Innovationstreiber bleiben werden.

Wirtschaftsminister Robert Habeck fasste es nach seinem Rundgang am Messedienstag so zusammen: „Mit den Technologien, die auf der Messe gezeigt werden, können wir auf jede der aktuellen Krisen eine Antwort geben. Was wir hier auf der Messe sehen, ist die Spiegelung der großen Probleme unserer Zeit mit konkreten Antworten. Das ist faszinierend!“


Die beiden wichtigsten Eckzahlen: 2500 Aussteller und 75000 Besucher (rund ein Drittel des früheren Besuchs). Da ist also noch wieder Platz nach oben.



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