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  • AutorenbildKarl Obermann

Nächste Formnext wieder real

Die letzte Messe, Formnext, fand im letzten Jahr rein digital statt. Es ging nicht anders. Für 2021 wird aber wieder eine reale Messe geplant – zum Nutzen aller. Über die Details sprach unser Magazin mit Sascha F. Wenzler, Vice President der Messegesellschaft, Mesago Messe Frankfurt GmbH.


Werkstücke aus einer additiven Produktion echt begreifen, geht nur auf einer realen Messe
Werkstücke aus einer additiven Produktion echt begreifen, geht nur auf einer realen Messe. Alle Bilder: Messago

Himmel & Erde: Herr Wenzler, die Formnext 2020 fand als digitale Messe statt. Bringt das denn überhaupt was? Messe ist doch hingehen, Leute treffen, alles genau anschauen, Füße platt laufen, am Abend mit den Kollegen was trinken usw.

Wenzler: Wir haben im Laufe des Jahres drei oder vier Messekonzepte aufgestellt. Am Ende blieb uns nichts anderes übrig als eine rein digitale Messe zu veranstalten. Das war gewiss nicht unser Traum, aber immer noch besser als ganz zu verzichten.

In enger Zusammenarbeit mit dem Ausstellerbeirat haben wir dann innerhalb von acht Wochen die „Formnext Connect“ aus dem Boden gestampft: Neue Welt, neue Plattform, neue Schnittstellen, das war schon heftig. Am Ende des Jahres 2020, eben zum Zeitpunkt des Interviews, meine ich, wir würden es unter diesen Umständen nochmal so machen, letztlich war es wichtig, den Messeplatz zu belegen. Auf den Termin im November zu verzichten, den wir jetzt seit fünf Jahren aufgebaut haben, wäre nicht gut gewesen. Es war hingegen gut, die Marke präsent zu halten, es war richtig die Community zusammen zu halten usw.

Von der Zuschauer-/Teilnehmerseite her?

Ja, die Teilnehmer konnten untereinander Netzwerken, sie konnten trotz allem neues erfahren, denn die Aussteller haben sich bemüht, neue Dinge vorzubereiten und zu zeigen. Diese Möglichkeiten waren gegeben. Aber natürlich ist das kein Vergleich mit einem physischen Event. Es ist etwas komplett anderes. Also es war gut, dass wir es gemacht haben, aber für die Zukunft wollen wir gerne wieder eine physische Messe machen. Digital kann allenfalls eine Ergänzung sein, aber nie ein Ersatz.

Sascha F. Wenzler, Vice President der Messegesellschaft, Mesago Messe Frankfurt.
Sascha F. Wenzler, Vice President der Messegesellschaft, Mesago Messe Frankfurt.

Wie war das mit den Ausstellerzahlen? Das hat natürlich gravierende Auswirkungen gehabt. Im Vorjahr hatten wir ca. 850 Aussteller, in diesem Jahr waren es 203. Alle großen Player dieser Branche waren natürlich dabei, aber viele kleine und mittlere Unternehmen kamen nicht. Die haben keine entsprechende IT-Abteilung, denen fehlt z. T. auch nötiges Wissen um Onlinemarketing, teilweise Equipment etc. Da ist man dann einfach fern geblieben. Wenn wir nun auf das Jahr 2021 schauen, was planen Sie? Können Sie überhaupt was planen?

Wir planen wieder einen physischen Event, nämlich vom 16. bis 19. November in Frankfurt. Darüber hinaus planen wir auch die Erfahrungen aus 2020 nicht einfach außer Acht zu lassen – aber nicht eine digitale Messe wie 2020 oben drauf zu setzen.

Das wäre zu kurz gesprungen. Da müssen wir noch mal genau hinschauen, was wirklich sinnvoll ist. Details dazu werden wir später bekannt geben.



Und wenn es im Herbst 2021 doch noch nicht real geht? Also das läuft bei uns als echter Notfallplan. Wir lassen ihn nicht ganz außer Acht, aber dahin will wirklich keiner! Aber wenn es wiedererwarten doch nicht geht, müssen wir eben das 2020-Konzept mit ein paar Verbesserungen nochmals fahren.

Welche Themenfelder wollen Sie in Zukunft abdecken? Ganz allgemein kann ich sagen, der industrielle 3D-Druck wird immer erwachsener, sprich es wird immer mehr eine industrielle Anwendertechnologie für die Produktion. Die Zeit des „Spielens“ ist weitgehend vorbei. Dem wollen wir Rechnung tragen. Um gelungene Teile zu bekommen, gehört mehr dazu als nur ein Drucker allein. Dazu gehören ein angepasstes Design, ein sorgfältiges Pre-Processing, dann die eigentliche Produktion und anschließend noch etliche Schritte des Post-Processings. Und über allem schweben auch da eine gute Software und eine Qualitätssicherung.

Für uns als Messemacher heißt das, alle diese Felder mit Ausstellern zu besetzen und letztendlich die gesamte Prozesskette darzustellen.


Ein weiteres Thema sind passende Materialien. Das hat 2019 sehr gut geklappt. Daran wollen wir 2021 wieder anknüpfen. Auch zum Themenbereich Postprocessing ist 2019 viel dazugekommen. Das werden wir 2021 noch weiter ausbauen. Ich denke, das wollen auch unsere Besucher sehen. Viele haben ja noch nichts oder wenig in Sachen „AM“ und suchen nun nach einer kompletten Lösung, um die nötigen Prozesse abzubilden. Automatisierung rund um den 3D-Druck ist sicher ein Thema, welches immer interessanter wird. Hier wird sich noch so einiges tun. Und wir wollen da dran bleiben. Bei meinen bisherigen Besuchen auf der Messe habe ich festgestellt, dass mein ursprüngliches publizistisches Feld, CAD&Co., sehr schwach dort vertreten ist. Wird sich das ändern?

Nach unseren Aufzeichnungen waren auf der letzten Formnext 29 CAD-Hersteller vertreten.


Immerhin, aber auf anderen einschlägigen Messen, etwa in Hannover, sind es dreimal so viele.

Also klar, da ist noch mehr drin. Ich sehe durchaus ein Wachstumsfeld, das wir noch besser besetzen können.

Es liegt möglicherweise ein falsches Denken vor, nämlich, dass für AM die Produktionsfachleute und die Produktionsleiter verantwortlich sind. In Wirklichkeit ist aber der Konstrukteur der Entscheidende. Teile die nicht AM-gerecht konstruiert werden, die werden letztlich weiter gefräst und gedreht. Erst wenn die Konstrukteure verstehen, was mit AM alles möglich ist, wenn sie sich mit den neuen Werkstoffen auskennen usw., werden sie ihre Art zu konstruieren umstellen. Aber Stand heute, wenden sich fast alle Angebote auf Messen wie der Formnext an die Produktionsmitarbeiter. Warum? Die haben das Budget. Konstruktionsleiter haben kein Budget mit dem man eine 3D-Druckmaschine kaufen könnte. Da müsste etwas geändert werden.

Diese Lücke, von der Sie sprechen, die wird schon kleiner über die nächsten Jahre, aber gerade haben wir sie noch. Ich denke, Kommunikation wird helfen. Frühzeitiges umsetzen in den Lehrplänen der Hochschulen ebenfalls. Es geht auch darum, die Konstrukteure schon zu Beginn der Produktphase in AM/3D denken und entwickeln zu lassen.

Werkstücke mittlerer Komplexität in verschiedenen Werkstoffen gedruckt.
Werkstücke mittlerer Komplexität in verschiedenen Werkstoffen gedruckt.

Beziehen Sie die Werkstoffhersteller mit ein?

Aber ja, mittlerweile in beachtlichem Umfang. In 2016 war z.B. die BASF ein Mitaussteller bei uns, mit 0 Quadratmetern. Die wollten sich nur mal informieren, was da so läuft mit gedruckten Kunststoffen. Mittlerweile ist die BASF ein beachtlicher Mitspieler auf der Formnext. Weitere sind z.B. 3M Advanced Materials, BASF, Clariant, Covestro, DSM, Evonik, Heraeus, Kuraray, Mitsubishi Chemical, Oerlikon AM, Sabic, Sandvik, Solvay und Thyssenkrupp Materials. Also, wenn diese großen Konzerne bei uns mitmachen, dann hat das auch ein Gewicht, sonst würden sie es nicht tun. Ein Zeichen für uns, dass materialseitig ein echter Markt entstanden ist. Wir sind in dieses Feld gerade zur rechten Zeit eingestiegen und konnten ein schönes „Schaufenster“ entwickeln, um zu zeigen, was alles möglich ist.


Wenn es gut läuft, welche Hallen wollen Sie dann 2021 belegen?

So wie es im Augenblick ausschaut, ist die Halle 12 und das Portalhaus im Plan. Sollten sich größere Dinge ändern, sind wir flexibel genug uns anzupassen.


Herr Wenzler, vielen Dank für das Gespräch

 

Über Mesago Messe Frankfurt Mesago mit Sitz in Stuttgart wurde 1982 gegründet und ist Veranstalter fokussierter Messen, Kongresse und Seminare mit Schwerpunkt auf Technologie. Das Unternehmen gehört zur Messe Frankfurt Group. Mesago agiert international messeplatzunabhängig und veranstaltet pro Jahr mit 160 Mitarbeitern Messen und Kongresse für mehr als 3.300 Aussteller und über 110.000 Fachbesucher, Kongressteilnehmer und Referenten. Zahlreiche Verbände, Verlage, wissenschaftliche Institute und Universitäten sind als ideeller Träger, Mitveranstalter und Partner aufs Engste mit Mesago-Veranstaltungen verbunden.

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