Seit Jahren bietet Dassault Systèmes für Start-up-Unternehmen Förderprogramme an. Besonders gute Chancen in ein solches Programm aufgenommen zu werden, haben junge Unternehmen, die nachhaltige Produkte entwickeln. Über Details sprach unser Magazin mit Fabien Bartel, Director 3DEXPERIENCE Lab Munich und Dr. Martin Schichtel, CEO bei Kraftblock.
Zwischen Himmel & Erde: Herr Bartel, Dassault Systèmes fördert seit einiger Zeit Start-ups. Seit wann haben Sie damit begonnen und was steckt dahinter?
Bartel: Das Ganze nennt sich „3DEXPERIENCE Lab“. Die Initiative wurde vor rund sieben Jahren gestartet. Es gibt heute mehrere Labs weltweit. Neben Paris, auch noch in Boston, USA, im Gebäude von SOLIDWORKS, in enger Partnerschaft mit dem MIT und eines in Pune, Indien. Jedes dieser Labs hat eine spezielle Ausrichtung, welche mit den örtlichen Gegebenheiten zusammenhängt. In Boston z. B. geht man stark auf SOLIDWORKS ein und hat ein großes Fablab initiiert. Dort geht es u. a. um 3D-Drucker, CNC-Fräsen usw. Dort werden sehr interessante Dinge getan, bis hin zur Produktion von Mode. Das neueste Lab, was ich jetzt gerade manage, ist hier in München. Die offizielle Eröffnungsfeier wird im September 2022 sein.
Eine tolle Sache, auf die man sich freuen kann. Das andere sind die schon real existierenden Start-ups in Ihrem Programm.
Ein tolles Beispiel für ein Start-up, das wir unterstützen ist Kraftblock. Innovative Start-ups wie dieses unterstützen wir mit zwei Programmen: Das eine ist das Start-up Accelerator Programm, ein internes Programm, welches wir selbst aufsetzen und steuern. Und das andere ist ein Kollaborationsprogramm, welches zusammen mit Inkubatoren durchgeführt wird. Das interne Programm ist ein sehr selektives Programm, das 3 bis 4 „Pitch-Sessions“ pro Jahr umfasst, und zwar weltweit. Es werden jeweils etwa sechs junge Unternehmen eingeladen, die 5 Minuten vor unserem Pitch-Komitee pitchen. Und danach heißt es Daumen hoch oder Daumen runter. Das Pitch-Komitee besteht aus Bernard Charlès, CEO von Dassault Systèmes, weiteren Vorstandsmitgliedern und Gästen mit entsprechender Expertise. Danach werden die Start-ups direkt schon aufgenommen oder eben auch nicht. Um in das Programm überhaupt aufgenommen zu werden, spielt das Thema Nachhaltigkeit eine wesentliche Rolle. Nur Unternehmen, die auch nachhaltige Produkte entwickeln und bauen, bekommen die Förderung. Hier orientieren wir uns an den von der UN aufgestellten Zielen für nachhaltige Entwicklung.
Sie sprachen noch von einem 2. Programm?
Ja, das zweite Programm läuft so, dass wir Start-up-Inkubatoren als Partner suchen, mit denen wir so ein Programm dann aufsetzen. Die bekommen ein größeres Paket an Software, welches sie den Startups in ihrem Programm dann zur Verfügung stellen.
Was die letztendlich bekommen werden, ist im Wesentlichen mit 5 Punkten zu beschreiben: Zum einen bekommen die Startups die Software für die Laufzeit von 2 Jahren umsonst.
2 Jahre sind lang!
Aber sehr sinnvoll. Die Firmen müssen erst einmal in die Software reinkommen, sie müssen damit arbeiten, damit das eigene Produkt entwickeln und sie müssen bereit sein, damit auf den Markt zu gehen. Also zurück zu den vier noch fehlenden Punkten: Wir schauen uns an, was die „Kunden“ überhaupt brauchen, vom Konzeptdesign über die Konstruktion, die Produktion und das Marketing. Sie erhalten durch das Lab also Zugang zu unserem Equipment, wie beispielsweise CNC Fräsen, Laser-Cutter, 3D-Druckern, sowie den Räumlichkeiten an sich, die sie für Meetings und Events nutzen können – zum Beispiel für Investorengespräche. Zudem unterstützen wir beim Aufbau ihres Businessnetzwerks sowie bei Marketingaktivitäten. Wenn das geklärt ist, können die jungen Firmen loslegen. Und loslegen bedeutet, dass Experten von Dassault Systèmes ihnen außer der Software auch noch ein Mentoring geben, was ihnen hilft, schnell und sicher einzusteigen. Ich gebe mal ein Beispiel, wenn eine Firma jemanden braucht, der ein Experte im Bereich akustische Simulation ist, dann finden wir den und bringen beide Seiten zusammen.
Wie sieht es denn mit Ihren Kompetenzen in Sachen Konfiguration aus?
Das ist im Grunde die Welt aus der meine Kollegen und ich kommen. Wir wurden 2014 von Dassault Systèmes akquiriert und bieten die entsprechende Software nun unter 3DEXCITE an. Vorher hießen wir RTT (Realtime Technology) und haben uns hauptsächlich mit High-end Visualisierung für Design, Marketing und Sales befasst. Jetzt sind wir eben Teil von Dassault Systèmes und werden immer dann eingesetzt, wenn es um Visualisierung im Bereich Marketing und Vertrieb geht. Durch die 3DEXPERIENCE Plattform werden Konstruktionsdaten nahtlos in den Produktionsprozess integriert. Anwender haben zu jedem Zeitpunkt Zugriff auf sämtliche Produktdaten.
Wie kommt man an so eine Förderung, an wen muss man sich wenden?
Tatsächlich haben wir mehrere Wege, um an Startu-ps zu kommen. Simpel ist es auf unsere Webseite zu gehen und ein Formular auszufüllen, mit dem man sich anmelden kann. Mittlerweile kommen auch Leute mit Empfehlung zu mir persönlich und suchen den Kontakt. Es gibt zudem Kontakte über Kollegen oder etwa über Reseller, die ihre eigenen Start-up-Programme haben.
Wie halten Sie es mit den Händlern in diesem Umfeld?
Die Kooperation mit den Händlern in Zentraleuropa ist noch im Aufbau. Wenn dann die Start-ups in einiger Zeit aus der Betreuung sozusagen herauskommen, werden sie zu Kunden und dann werden sie ganz normal von Händlern betreut.
Gibt es innerhalb Ihrer Förderung thematische Schwerpunkte oder agieren Sie industrieweit?
Wir agieren industrieweit. Außer den Kriterien, die ich vorhin schon genannt habe, gibt es weiter keine Einschränkungen.
Werden Solidworks- und Catia-Projekte gleichermaßen gefördert?
Ja, alle Marken von DS werden gleichermaßen angeboten. Ein Großteil ist auf der Plattform verfügbar. Wir bieten die 3DEXEPRIENCE-Plattform an und bereichern sie mit Software, die für den jeweiligen Bedarf geeignet ist. Gemeinsam mit den Start-ups wählen wir dann die Software aus, die sie brauchen, um ihre Ideen umzusetzen.
Kommen wir noch auf das Fallbeispiel Kraftblock: Herr Dr. Schichtel, was macht das System Kraftblock in seinem Kern aus?
Kraftblock baut Systeme zur Dekarbonisierung industrieller Energie. Im Kern dieser Systeme steht ein multifunktionaler, nachhaltiger und hocheffizienter Hochtemperatur-Energiespeicher. Dieser nimmt Wärme bis zu 1300°C auf und speichert sie bis zu zwei Wochen. Entweder recyceln die Systeme Abwärme in der Industrie oder wandeln Strom in Wärme um, um Energie flexibel, und sicher zur Verfügung zu stellen
Wie sieht die Installation von 3DS Software bei Kraftblock aus?
Kraftblock arbeitet mit diversen Softwares der 3D-Plattform, um Berechnungen, Simulationen und Konstruktionen durchzuführen. Diese Softwares sind ein essenzieller Teil der Arbeit, optimale und effiziente Anlagen umzusetzen.
Welche Erfahrungen haben Sie mit Dassault Systems und der 3DEXPERIENCE Plattform bisher gemacht?
Unsere Ingenieure nutzen schon lange und gerne die Programme zum Engineering. Insbesondere, wenn an einem Produkt an verschiedenen Stellen gearbeitet wird, erweist sich die Plattform von Dassault Systèmes als ideal, da keine schwierigen Integrationen benötigt werden. Dassault Systèmes selbst schätzen wir überaus als Partner und unseren Wegbereiter. Ohne Dassault Systèmes würde sich die Umsetzung der industriellen Dekarbonisierung wesentlich verlängern.
Herr Bartel, Herr Dr. Schichtel vielen Dank für das Gespräch.
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