Die Hannover Messe diesen Jahres war nicht der große Rausch, aber deswegen keineswegs schlecht. Sie hatte alle Ingredienzien, die Hannover Messen bisher auch so hatten: Sehr vielfältiges Angebot, begleitende Kongresse, Prominenten Besuch bis hin zum Bundeskanzler, alles blieb aber auf einem Niveau, das es noch erlaubte, ruhige Gespräche zu führen und zu Netzwerken.
Auf das Letztere scheint es stark anzukommen. Selbst die Multis vernetzen sich. Beispielsweise Siemens mit Microsoft oder Daimler Benz und viele weitere.
Die Technologiethemen sind heute so komplex, dass es für ein einzelnes Unternehmen nicht mehr lukrativ ist, sich allein abzustrampeln.
Siemens und Microsoft nutzen die kollaborative Kraft von generativer künstlicher Intelligenz (KI), um Industrieunternehmen dabei zu helfen, Innovation und Effizienz über den gesamten Lebenszyklus von Produkten zu fördern – von Design und Entwicklung über die Fertigung bis hin zum operativen Betrieb. Um die funktionsübergreifende Zusammenarbeit zu verbessern, integrieren die Unternehmen die Siemens-Software Teamcenter für „Product Lifecycle Management“ (PLM) mit Microsofts Kollaborationsplattform Teams und den Sprachmodellen von Azure OpenAI Service sowie anderen Azure-AI-Funktionen. Auf der Hannover Messe Haben die beiden Technologieführer vorgeführt, wie generative KI die Automatisierung und den Betrieb von Fabriken durch KI-gestützte Softwareentwicklung, Problemberichterstattung und visuelle Qualitätsprüfung verbessern kann.
„Die Integration von KI in Technologieplattformen wird einen tiefgreifenden Wandel unserer Arbeitsweisen und Betriebsabläufe in Unternehmen bewirken“, sagte Scott Guthrie, Executive Vice President, Cloud + AI, Microsoft. „Gemeinsam mit Siemens erschließen wir die Stärken der KI für mehr Industrieunternehmen und ermöglichen es ihnen, Arbeitsabläufe zu vereinfachen“.
Vernetzung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der Fertigung mit Teams in anderen Unternehmensbereichen durch KI-gestützte kollaborative App
Mit der neuen Teamcenter-App für Microsoft-Teams, die im Laufe des Jahres 2023 erwartet wird, ermöglichen die Unternehmen den Konstrukteurinnen und Konstrukteuren, Arbeitskräften in Service und Produktion sowie Teams in allen Geschäftsbereichen, Feedbackschleifen schneller zu schließen und Herausforderungen gemeinsam zu lösen. So können beispielsweise Servicetechnikerinnen und -techniker oder Produktionsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter über mobile Geräte eventuelle Produktdesign- oder Qualitätsprobleme mit natürlicher Sprache dokumentieren und melden.
Über Azure OpenAI Service kann die App diese informellen Sprachdaten analysieren, daraus automatisch einen zusammenfassenden Bericht erstellen und ihn dann innerhalb von Teamcenter an die passenden Expertinnen und Experten aus Design, Entwicklung oder Fertigung weiterleiten. Hier geht es also um das Konstruktions- und Betriebsumfeld, weniger um das Konstruieren selbst. Sicher werden wir zu einem späteren Zeitpunkt darüber noch ausführlicher berichten.
Siemens und IBM kooperieren bei der Beschleunigung von nachhaltiger Produktentwicklung
Siemens Digital Industries Software und IBM haben bekannt gegeben, dass sie ihre langjährige Partnerschaft ausbauen und gemeinsam eine kombinierte Softwarelösung entwickeln werden. Diese integriert ihre jeweiligen Angebote für Systems Engineering, Service Lifecycle Management und Asset Management.
Die neue kombinierte, auf SysML v1-Standards basierende Suite integrierter Konstruktionssoftware soll die Rückverfolgbarkeit und die nachhaltige Produktentwicklung durch ein Digital Thread unterstützen, der Mechanik, Elektronik, Elektrotechnik sowie Softwaredesign und -implementierung miteinander verbindet. Sie soll den gesamten Produktlebenszyklus abdecken, von der frühen Entwicklung und Fertigung bis hin zu Betrieb, Wartung, Aktualisierung und End-of-Life-Management.
Zunächst arbeiten die Unternehmen daran, IBM Engineering System Design Rhapsody für die Systemtechnik mit Lösungen aus dem Xcelerator-Portfolio von Siemens zu verbinden, beispielsweise die Siemens-Software-Teamcenter das Product Lifecycle Management (PLM) mit der Capital Software für die Entwicklung elektrischer/elektronischer Systeme und die Softwareimplementierung. Die Unternehmen haben außerdem die IBM Maximo Application Suite für das Asset Management mit Teamcenter von Siemens verbunden.
Highlights bei Autodesk
Mithilfe additiver Fertigungsverfahren und Generativem Design in Autodesk Fusion 360 hat ein internationales Team aus Industrie und Forschung ein zukunftsweisendes Bauteil entwickelt, mit dem die Umweltauswirkungen in der Luftfahrt verringert werden können. Im Rahmen eines gemeinsamen Forschungsprojektes unter dem Namen MOnACO haben sich Autodesk, General Electric, die Technische Universität Dresden und die Technische Universität Hamburg-Harburg zusammengeschlossen, um energieeffizientere Flugzeugtriebwerde der nächsten Generation zu entwickeln. Das Ausstellungsstück „GE Clean Sky“ zeigt die Turbinenkomponente eines großen Flugzeugtriebwerks.
Mithilfe von Autodesk Fusion 360 wurde aus vormals über 100 Einzelteilen ein 3D-gedrucktes Turbinenzwischengehäuse aus Metall entwickelt, das additiv gefertigt wird. Fusion 360 half dabei, mit verschiedenen Materialien und Produktionsmethoden zu experimentieren und verschiedene Designoptionen zu kreieren. Mit einem Durchmesser von einem Meter ist das resultierende Bauteil eines der größten einteiligen Triebwerkskomponenten aller Zeiten und weist eine Gewichtsreduzierung - gegenüber dem ursprünglichen Gehäuse – von über 30 % auf. Das stellt einen bedeutenden Fortschritt bei der Reduzierung des Treibstoffverbrauchs und der Kohlenstoffemissionen in der Luftfahrtindustrie dar. In der vierten Designiteration wurde außerdem ein Gitterdesign entwickelt, das eine verbesserte Wärmeabführung des Bauteils im Betrieb ermöglicht. Das Design wurde mithilfe von Autodesk Volumetric Kernel erstellt, einem neuen Werkzeug in Fusion 360 zur Gestaltung komplexer Geometrien.
One Click Metal – Komplexer 3D-Druck vereinfacht
Mithilfe von Autodesk Fusion 360 mit Netfabb stellt das deutsche Start-Up One Click Metal GmbH kompakte und kostengünstige Metall-3D-Drucker her. Die transportablen 3D-Drucklösungen erleichtern somit kleinen und mittleren Unternehmen den Zugang zu additiven Fertigungstechnologien für Metallbauteile. Als Software für Additive Fertigung, Konstruktion und Simulation wurde Fusion 360 mit Netfabb bei dem Bau der anspruchsvollen Antriebskomponente des 3D-Druckers eingesetzt, die für das Öffnen und Schließen der Pulverkartuschen zuständig ist.
Autodesk Netfabb trug dazu bei, den komplizierten Vorgang zu optimieren. Außerdem können in Autodesk Netfabb erstellte 3D-Konstruktionsdateien in den 3D-Drucker eingespeist und gedruckt werden. Ein Beispiel eines solchen erfolgreichen 3D-Drucks ist der additiv gefertigte Rahmen eines Drohnen-Prototyps. Die Drohne wurde gemeinsam mit der Abteilung für Generatives Design bei Autodesk entwickelt, so dass eine Vielzahl an Bauteilen in eine einzige hochkomplexe Rahmenform integriert werden konnte. Fusion 360 half dabei, die Konstruktionsvarianten zu optimieren und die Kosten dabei niedrig zu halten.
Schlüsselkompetenzen für nachhaltige Innovationen in der Fertigung
Dassault Systémes hat in einer aktuellen Studie Schlüsselkompetenzen enthüllt, welche die Transformationen des Fertigungssektors beschleunigen und nachhaltige Ergebnisse schaffen sollen. Diese Ergebnisse basieren auf einer Analyse von Social-Media-Inhalten, die von Dassault Systémes 3DEXPERIENCE Edu in Auftrag gegeben wurde. Die Studie verfolgte das Ziel, Einblicke in die Diskussion über Fertigungskompetenzen zu gewinnen. Gleichzeitig sollte das eigene Ökosystem dahingehend unterstützt werden, die Qualifikationslücke in einem Sektor zu verkleinern, der 41 Prozent des globalen BIP ausmacht und dessen Wandel eine maßgebliche Chance darstellt, um Umweltschäden zu minimieren und nachhaltigere Systeme zu schaffen.
Seit 40 Jahren ist Dassault Systémes der Impulsgeber und Wegbereiter beispielloser industrieller Innovationen. Das Unternehmen verbindet und stärkt die Anstrengungen von Industrie und Wissenschaft, gemeinsam ein Umfeld für lebenslanges Lernen zu fördern. Dieses ist für die Entwicklung von Innovationen maßgeblich, um die Lebensqualität von Verbrauchern, Bürgern und Patienten zu verbessern.
Die Auswertung der Diskussionen im Fertigungssektor ergab unter anderem folgende Ergebnisse:
Nachhaltige Konstruktion wird um festen Bestandteil des Dialogs zwischen Verbrauchern und Unternehmen. In diesem Rahmen streben akademische Einrichtungen mit Kurzstudienprogrammen und Informationsveranstaltungen eine Vorreiterrolle an.
Der Mechatronik-Bereich hat die aktivste Community in den sozialen Medien und weist mehr Emotionalität und Engagement auf als alle anderen Bereiche zusammen. Dies verdeutlicht, wie technische Themen vor allem durch Videos oder andere anschauliche Formate für ein jüngeres Publikum zugänglich gemacht werden können.
Die additive Fertigung verzeichnete 55.100 Diskussionen mit mehr als 278.000 Beiträgen in englischer Sprache. Dominiert wurden diese von Unternehmen und Hochschulen zu akademischen Veröffentlichungen, neuen innovativen Anwendungsmethoden, laufenden Projekten sowie Werbematerialien von Unternehmen.
Data Science wird vorwiegend auf einem hohen Niveau diskutiert. Der Fokus liegt auf Zertifizierungen der Industrie oder auf offenen Stellen für Data Scientists. Nur wenige Hochschulen und Unternehmen thematisieren diese Kompetenz in den sozialen Medien, obwohl sie für ich zukünftiges Geschäft von entscheidender Bedeutung ist.
Mit dem Thema des modellbasierten Sysstems Engineering befassen sich nur wenige Beteiligte oder Communitys. Dies birgt Potenzial, die Diskussion und das Bewusstsein für eine so zukunftsweisende Disziplin vieler Branchen zu stärken.
Den Kunden zu helfen auf der Höhe der Zeit zu sein, ist das Anliegen von Altair
So wie die Innovation an Fahrt aufnimmt, treibt auch Altair die Zukunft der Technologie-Konvergenz voran und unterstützt die Entwicklung smarter und vernetzter Produkte aus jedem Bereich mit umfassenden Lösungen für Datenanalyse und KI, Computer-Aided Engineering (CAE) und High Performance Computing (HPC). Dank der Kombination der jahrzehntelangen Erfahrung im Bereich HPC-basierte Lösungen für Data Science und Simulation mi dem Center of Excellence Programm, der Altair RapidMiner Plattform und dem Altair Units Lizenzmodell wird Datenanalyse zu einem einfachen und selbstverständlichen Bestandteil des Geschäfts. Am Altair Stand auf der Hannover Messe konnten Besucher Technologien entdecken, die die digitale Transformation auf allen Ebenen unterstützen.
Design für Nachhaltigkeit
Altairs Lösungen, Plattformen und Workflows für Leichtbau und Materialsubstitution ermöglichen nachhaltiges Design. So wurde bei einer Pick-and-Place Roboteranwendung von AMPROVE eine Bauteilkonsolidierung von 11 auf nur vier Teile und eine deutliche Verringerung von Normteilen realisiert. Die bionische Bauteilgestaltung und Entfernung von zwei Linearführungen sowie 25 Schrauben hat zu einer Reduzierung der bewegten Masse von 29,8 kg geführt. Dies ermöglicht eine um 34 % schnellere Produktion oder die Senkung der Energiekosten um 52 %.
Beschleunigung der "E-nnovation"
Altair unterstützt die Elektrifizierung mit einem intelligenten, multiattributiven Ansatz für die Entwicklung von Mobilität, Leistungselektronik und Leiterplatten. Optimierung und maschinelles Lernen, zusammen mit erschwinglicher Simulation im Kern des Designprozesses, ermöglichen die Erstellung von digitalen Zwillingen. Mit dieser digitalen Zwillingstechnologie war Danecca in der Lage, seinen Batterieentwicklungsprozess zu rationalisieren, was zu einer um 60% verringerten Kühlzeit und einer erhöhten Anzahl von Ein- und Ausschaltzyklen der Kühlpumpe führte.
„Aufbruchstimmung auf der Messe“ sagt die Messe
Die Aussteller der Hannover Messe sowie die Deutsche Messe AG ziehen ein durchweg positives Fazit der diesjährigen Veranstaltung. Die Weltleitmesse der Industrie habe gezeigt, dass die Technologien für eine wettbewerbsfähige und zugleich klimaneutrale Industrieproduktion zur Verfügung stehen. Im nächsten Schritt gehe es darum, diese Lösungen konsequent einzusetzen. Zu den Kernthemen der Hannover Messe zählten künstliche Intelligenz, Wasserstoff, Energiemanagement, die vernetzte und intelligente Produktion sowie das neue Datenökosystem Manufacturing-X.
„In den Hallen der Hannover Messe herrscht Aufbruchstimmung“, sagte Dr. Jochen Köckler, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Messe AG, auf der Abschlusspressekonferenz der Hannover Messe 2023. „Die hohen Erwartungen der ausstellenden Unternehmen und Besucher*innen wurden übertroffen.“ Mehr als 4.000 Aussteller präsentierten ihre Lösungen für eine digitale, vernetzte sowie nachhaltige Industrie und trafen in Hannover auf 130.000 Besucher*innen aus aller Welt. „Die vergangenen fünf Messetage haben gezeigt: Die Technologien für eine wettbewerbsfähige und klimaneutrale Industrieproduktion sind verfügbar – jetzt brauchen wir Tempo und Entschlossenheit in der Umsetzung“, sagt Köckler.
Gleichzeitig würde deutlich: Klimaschutz braucht Industrie, und zwar als Anbieter und Anwender von Technologien, die eine CO2-neutrale Produktion ermöglichen. Köckler: „Die Hannover Messe ist die globale Plattform für den Austausch zwischen Industrie, Politik und Wissenschaft. In den Messehallen war die industrielle Transformation live erlebbar.“ Zu sehen gab es High-End-Produkte aus der Industrie für eine klimaneutrale Produktion, neue Wasserstoff-Technologien, inspirierende Impulse von Startups für vernetzte Produktionsprozesse, Roboter, die sich per Sprache mittels KI bedienen lassen, Lösungen für ein effizientes Energiemanagement sowie den Auftakt des neuen Datenökosystems Manufacturing-X, das insbesondere dem industriellen Mittelstand den Weg zu digitalen Geschäftsmodellen ebnen soll.
Mehr als 100 politische Delegationen aus mehr als 50 Ländern besuchten die Hannover Messe in diesem Jahr. Allen voran Bundeskanzler Olaf Scholz mit dem indonesischen Präsidenten Joko Widodo sowie Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, der den gesamten Dienstag in den Hallen der Hannover Messe unterwegs war.
Die nächste Hannover Messe wird vom 23. bis 26. April 2024 sein.
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