Nach dem Verkauf der DPS Software, Stuttgart, hat die NTR Beteiligungs GmbH (Inhaber Nicole und Dr. Thomas Rubbe) die verbliebenen Unternehmen zu 100% übernommen. Dabei wurden 11 Firmen unter der Holding, „NTR Beteiligungs-GmbH“ zusammengefasst. Das neue Unternehmen hat 24 Standorte im D-A-CH-Bereich sowie Polen und Tschechien. Über Details sprach unser Magazin mit Dr. Thomas Rubbe, Geschäftsführender Gesellschafter der Gruppe.
H & E: Herr Dr. Rubbe, nach dem Verkauf Ihrer Firmenanteile an der DPS-Software haben Sie mit Ihrer Beteiligungs-GmbH, eine Unternehmensgruppe geformt, der nicht weniger als 11 Unternehmen angehören. Was hat Sie dazu motiviert?
Dr. Rubbe: Ich hatte immer vor, in der letzten Phase meines Berufslebens selbständig zu sein. Mir macht die Arbeit wirklich Spaß, ich kann Projekte direkt umsetzen, Konzepte realisieren und deshalb will ich noch solange weiter machen wie die Gesundheit mitmacht und ich noch etwas zum Erfolg beitragen kann.
Nun haben Sie eine Holding mit 11 Firmen. Gibt es da eine rote Linie oder folgen Sie jeweils eigenen Zielen?
Es gibt zwei Schwerpunkte: Das ist einmal das CAD/CAM-Geschäft und zum anderen ERP und CRM. Wir haben diese Schwerpunkte etwas anders fokussiert als zuvor bei der DPS Software Gruppe. Dort waren wir sehr CAD/CAM-lastig, jetzt hat sich der Schwerpunkt mehr in Richtung ERP entwickelt. Wir bieten unsere ERP-Lösungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz an, sowie in Polen. Künftig – werden wir Unternehmenssoftware für den Mittelstand auch in Tschechien vermarkten.
In unserer Strategie fördern wir ‚Best Practises‘ und sorgen dafür, dass diese innerhalb der Gruppe ausgetauscht werden. Wenn wir in einem Land gute Erfahrungen mit einem Produkt gemacht haben, bedeutet es, dass wir dieses dann auch in den anderen Ländern einsetzen. Wir sind weiterhin in fünf Ländern tätig, D-A-CH, Polen, Tschechien.
Die genannten Schwerpunkte wollen wir gleichmäßig weiterentwickeln. Zurzeit sieht es so aus, dass von unseren 440 Mitarbeitern rund 240 im ERP-Bereich tätig sind und 200 im CAD/CAM-Umfeld.
Aber das CAD/CAM-Thema bezieht sich nur auf die beiden Ostländer?
Derzeit ja. Mit Bechtle haben wir eine Vereinbarung getroffen, dass wir in den nächsten zwei Jahren keine SolidWorks- oder SolidCAM-Produkte im D-A-CH-Markt verkaufen.
Aber das ist ja gar nicht so lang?
So ist es und ich könnte mir auch durchaus vorstellen, danach im Bereich CAM wieder tätig zu werden, wenn es eine Einstiegsmöglichkeit gibt. Im CAD-Umfeld ist das nicht geplant, weil dieses Marktsegment schon stark besetzt ist.
Wäre das dann auch wieder Solidcam?
Das muss nicht unbedingt Solidcam sein. Wir haben in Polen und Tschechien auch andere CAM-Produkte im Angebot, die in Frage kommen. Darüber hinaus haben wir in beiden Ländern zusätzlich mit Additiv Manufacturing begonnen, und zwar mit der Technologie von Marktforged. In Tschechien hatten wir schon ein 3D Scanner-Geschäft mit Geräten von Creaform, einem der weltweit führenden Anbieter. Das werden wir auf Polen ausdehnen und hier im Bereich Reverse Engineering beginnen.
Waren die 11 Firmen alle schon existent oder haben Sie auch welche neu gegründet?
Die waren alle schon existent und sind im Laufe der Zeit zu DPS Software dazu gekommen. Wir sind 2008 bei DPS eingestiegen und haben dann ab ca. 2011 eine Strategie entwickelt, wie wir ein zweites Standbein aufbauen und auch wie wir internationaler agieren können. Das haben wir dann systematisch umgesetzt und waren dabei auch recht erfolgreich. Bis zum Ende sind wir in den letzten 10 Jahren um den Faktor 5 gewachsen.
In der DPS Gruppe haben wir uns die Arbeit dann so aufgeteilt, dass Manfred Gravius für das operative Geschäft zuständig war und ich für die Weiterentwicklung der Firmen-Gruppe. In diesem Zuge habe ich die neuen Firmen alle akquiriert und in den letzten Jahren auch betreut. Daher kenne ich die Gesellschaften sehr gut und wir haben in der NTR entschieden, diese in den Kernelementen so weiterzuführen.
Als Zielgruppe haben Sie den Mittelstand ausersehen?
Ganz klar, wir arbeiten für den Mittelstand. Unser Ziel ist es, dem Mittelstand bei der Digitalisierung der Geschäftsprozesse zu helfen und die Betriebe auf diesem Weg erfolgreich zu machen.
Und unter Mittelstand verstehen Sie 5–500 Mitarbeiter?
Wir fassen den Begriff „Mittelstand“ weit und ja, zwischen 10 und 500 Mitarbeitern spielt es sich ab. Darüber hinaus gibt es einen gewissen Teilbereich unseres Portfolios, mit dem wir auch größere Firmen adressieren können.
Nochmals zu Ihren zwei Schwerpunkten: Für CAD/CAM & Co. bzw. ERP braucht man doch jeweils eigene Fachleute oder?
Ja, beides kann man nicht vermischen. Was wir aber machen, ist an den Schnittstellen zu arbeiten, um CAD und ERP-Systeme zu integrieren. Wir haben heute bereits etliche Schnittstellen, um eine Vielzahl von ERP-Systemen mit einer Vielzahl von CAD-Systemen zusammenbringen zu können.
Wir haben zudem eigene Software in jedem der Bereiche und wir haben auch eigene Module, die wir ergänzend anbieten. Das ist eine Sache, die wir anders machen wollen als früher bei DPS. Wir machen heute schon rund 10–12% unseres Geschäfts mit eigener Software. Das soll in Zukunft stark ausgebaut werden, so dass wir auf wenigstens 20% kommen. Daran arbeiten wir gerade. Wir haben allein in Deutschland 25 Entwickler, auch in Polen sind Mitarbeiter in diesem Bereich tätig. Die Entwicklungsteams werden natürlich länderübergreifend kooperieren, um beispielsweise nichts doppelt zu entwickeln.
Kurz vor dem Ende von DPS war die Rede davon, dass man mit Hilfe von der ERP-Software eine neue Werkzeugverwaltung aufbauen wollte. Ist das noch geschehen und ist diese Software jetzt bei Ihnen?
In der DPS gab es noch ein weiteres ERP-System von einem spanischen Hersteller. Mit dem System, welches sehr produktionsorientiert war, sollte dies gemacht werden. Aber dieses Team hat sich verselbständigt und gehört nicht mehr zur NTR-Gruppe.
Was werden Sie denn in Bezug auf die 3D Experience Plattform machen?
Wir bieten sie an, aber aller Anfang ist schwer. Es gibt auch einige Verkäufe, aber in noch geringen Stückzahlen. Das Problem liegt auch bei der etablierten Solidworks-Software, so wie wir sie bisher kannten. Dies ist ein ganz hervorragendes CAD-System, mit dem die Kunden hoch zufrieden sind. Und jetzt kostet es viel Überzeugungsarbeit, sie davon abzubringen und auf das cloudbasierte System einzuschwören. Leichter wird es wohl mit Neukunden, die man dann gleich auf die 3D Experience-Schiene setzen kann.
Aber es gibt mittlerweile auch andere Collaboration-Plattformen. Es wird sich zeigen, wer dort mit welcher Plattform im CAD/CAM-Bereich erfolgreich sein wird.
Wie stehen Sie zu der Automatisierung der Konstruktion, mithilfe von Konfiguratoren?
Da wird noch viel passieren, in der nächsten Zeit. Wir müssen aber auch warten, was die Hersteller dazu anbieten.
Na ja, die Angebote an Engineering-Systemen, wie z. B. Tactonworks oder Custom X oder Intent, mit deren Hilfe man die Konfiguratoren aufbaut, die gibt es ja und sie sind unseres Erachtens ausgereift!
Also als Reseller muss man schon warten, bis man die richtigen Produkte bekommt. Zum Beispiel nach Swood, einem CAD/CAM-System für den Holzbereich, welches eben mit Regeln arbeitet, haben wir lange gesucht!
Die Firma in Deutschland besteht jetzt...
...aus drei Einzelfirmen, die Datatronic AG, die DPS Business Solution und die Sellmore.
Als Digitalisierungspartner für KMU bietet Datatronic kaufmännische Software und IT-Lösungen aus einer Hand. Das Portfolio umfasst die Bereiche ERP, DMS sowie IT-Infrastruktur und Hosting. DPS BS ist der größte Sage-Partner in Deutschland. Neben dem klassischen ERP-Geschäft ist das Unternehmen auf die Implementierung der HR-Suite Lösungen von Sage spezialisiert. Außerdem werden umfangreiche IT Services (Hosting, Business Process Outsourcing etc.) angeboten. Bei der DPS BS werden eigene Softwarelösungen für die NTR-Gruppe erstellt.
Sellmore ist der Experte zum Thema CRM und Kundenmanagement. Sellmore verfügt über ein breites CRM-Portfolio für unterschiedliche Kundenbedürfnisse und hilft den Kunden bei der Auswahl des passenden Systems. Projektplanung, Implementierung, Schulung und Support werden zu CRM-Lösungen von Sage, CAS, SAP, Salesforce und Zoho angeboten. Da Sellmore diese fünf Pakete sehr gut kennt, können sie die Kunden bei der Systemauswahl natürlich besser beraten, als ein Consultant, der von der Implementierung wenig versteht.
Herr Dr. Rubbe, vielen Dank für das Gespräch.
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