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  • AutorenbildKarl Obermann

Zum Merger Procad, Keytech und Acatech: Gemeinsam geht’s besser

Die beiden bekannten PLM-Anbieter, Procad und Keytech sowie der Konfigurations-Hersteller Acatec, haben sich mithilfe des Investors Lea Partners GmbH zusammen geschlossen. Mehr Finanzkraft, vor allem aber mehr Innovationskraft und eine größere Reichweite sollen den Kunden in den nächsten Jahren zugutekommen. Über Details sprach unser Magazin mit Gerhard Knoch, CEO von Procad.


Herr Knoch, vor kurzer Zeit gab es eine Pressemitteilung von Keytech, dass man nun mit Procad fusioniert habe. Außerdem hat man noch erfahren, dass auch Acatec zum neuen Firmenverbund gehöre. Wer hat denn da wen gekauft?

Ganz so einfach ist die Story nicht. Im Grunde fing alles damit an, dass Procad im Jahr 2018 an die Firma Lea Partners GmbH verkauft wurde. Lea ist ein Finanzinvestor, mit Sitz hier in Karlsruhe. Ein deutsches Unternehmen, das seine Investments im positiven Sinne konservativ tätigt.

Nach dem Kauf der Procad hat man sich überlegt, wie man zu einem führenden Unternehmen im Bereich PLM werden könnte. Eine der Antworten war, wir wollen wachsen, und zwar organisch, durch eigenes Wachstum als auch anorganisch durch Zukauf von weiteren passenden Unternehmen. Und genau das ist passiert. Lea hat zunächst die Acatec gekauft, ein sehr erfahrenes Unternehmen in Sachen Konstruktions- und Prozessautomatisierung mit Hilfe der Konfigurationstechnik und nun auch die Keytech, ebenfalls ein PLM-Anbieter und ehemaliger Wettbewerber von Procad.

So entstand ein schlagkräftiger Firmenverbund, der für seine Kunden mehr tun kann, als früher die Einzelfirmen. Übrigens, die ehemaligen Besitzer und Geschäftsführer sind alle an Bord geblieben und zum Teil sogar als Gesellschafter innerhalb der Gruppe tätig.


Die Grafik zeigt die geschlossene Product Data Backbone, die von der Konstruktion, bis zur Marktbearbeitung reicht.
Die Grafik zeigt die geschlossene Product Data Backbone, die von der Konstruktion, bis zur Marktbearbeitung reicht.

Werden die drei Firmen nun zusammengefasst zu einem Unternehmen, unter einem Namen und einem Standort, oder bleibt es bei einem Verbund selbständiger Akteure?

Da muss man ein wenig differenzieren: Acatec mit einem komplementären Produkt und eigenem Marktzugang wird für absehbare Zeit relativ losgelöst agieren. Wo man einander unterstützen kann, wird man es tun, aber das wird sicher erst wachsen müssen.

Ganz anders die Keytech und Procad. Hier hat es schon begonnen, dass man nach gezielten Möglichkeiten sucht, wo Dinge zusammengefasst und beschleunigt werden können. Ich sehe hier zum Beispiel direkt Möglichkeiten bei Schnittstellen. Hier kann man schauen, wer hat was und die Kräfte bündeln. Ich denke, dass man sehr schnell Synergien schaffen kann.


Welchen Zeithorizont sehen Sie da?

So ganz genau kann ich das heute noch nicht sagen. Aber mittelfristig, in vielleicht drei bis vier Jahren wird es schon Lösungen geben, die das Beste aus beiden Welten beinhalten.


Was haben nun die Kunden von der Geschichte?

Unser Angebot ist nun umfassender. Wir können – wie schon erläutert – im Bereich der Konstruktionsautomatisierung mitspielen, durch die Produkte von Acatec. Und gemeinsam mit Keytech haben wir mehr Pfeile „im Köcher“ als jeder nur allein hatte.

Gemeinsam haben wir aber auch eine höhere Innovationskraft, welche uns für die Zukunft gute Perspektiven bietet.

Die Tatsache, dass wir nun größer sind und somit auch stabiler, bietet den Kunden natürlich auch eine höhere Investitionssicherheit.


Blick auf die Oberfläche eines Konfigurators, der für die Erstellung von Förderbändern geeignet ist, Links die Dateneingabe, rechts das fertige Förderband.
Blick auf die Oberfläche eines Konfigurators, der für die Erstellung von Förderbändern geeignet ist, Links die Dateneingabe, rechts das fertige Förderband.

Stichwort Auslandsaktivitäten?

Auch in der Hinsicht ist Procad gut aufgestellt. Natürlich sind Deutschland, Österreich und die Schweiz unsere Basismärkte. In Italien und Benelux arbeiten wir mit Partnern zusammen, schon seit langem und sehr eng, so dass diese mit 20 bis 40 Mitarbeitern unsere Kunden sehr gut betreuen können.

In den USA haben wir einen kleinen eigenen Standort, wie auch einen starken Partner, mit dem zusammen wir PLM-Projekte in den USA machen.

In China arbeiten wir wiederum mit einem Partner zusammen. Der hatte bis dahin nur als SAP-PLM-Partner agiert, suchte dann aber eine Lösung für kleinere Kunden und hat uns angesprochen.

Für unsere Bestandskunden in China ist das von Vorteil, wenn wir dort Beratung und Support vor Ort bieten können. Eine gute Geschichte, die gerade richtig anläuft.


Diese Präsenz in allen wichtigen Weltmärkten ist durchaus bemerkenswert und kann sicher als größere Firma besser gehandhabt werden als zuvor?

Das ist so.


Kurz nochmals zu den USA. Geht da wirklich was oder ist es nur eine symbolische Präsenz?

In den USA haben wir rund 50 Kunden und viele davon sind uns seit Jahren treu. Wenn der Aufbau dort auch viel Schweiß und Dollars gekostet haben mag, heute zahlt es sich aus. Dass wir uns dort halten können, zeigt, dass wir wettbewerbsfähig sind.


Sind die Investitionen der Kunden während Sie vorwärts schreiten geschützt?

Ja, Kunden die einen Wartungsvertrag haben, bekommen die Neuerungen im Rahmen der Wartung. Auch dass wir den Innovationstakt erhöhen, schützt die Kunden, weil sie damit up to date sind und bleiben. Ein Punkt ist beispielsweise der, dass wir schnell unsere Cloud-Aktivitäten hochfahren werden. Das können wir als größeres Unternehmen ohne weiteres tun.


Das PDM-System Pro.file im Verbund mit CAD und SAP
Das PDM-System Pro.file im Verbund mit CAD und SAP

PDM/PLM hat mit den heutigen Möglichkeiten immer noch große Reize und bietet viele Vorteile für den Anwender. Andere versuchen anderes. Was sind Ihre Hauptargumente, um auf der PDM/PLM-Schiene zu bleiben?

PDM/PLM ist nach wie vor die Klammer für die gesamte digitalisierte Welt.

Wir wollen weiter eine Multi-CAD-Unterstützung bieten, wie auch für andere Autorensysteme. PDM/PLM richtig verwendet kann, wie ERP, ein zweites Rückgrat sein, welches sich durch das gesamte Unternehmen zieht. Die einfache Bedienung macht es möglich, dass auch Nicht-Ingenieure so ein System einsetzen können.

Zugegeben, es versuchen eine Reihe von CAD-Herstellern, so etwas auch zu machen, aber die 35 Jahre Entwicklung, die bei uns drinstecken, lassen sich nicht so leicht nachmachen und es stecken bei uns doch noch immer eine Reihe von Funktionen drin, die unsere Kunden begeistern.


Gerhard Knoch, Geschäftsführer der Procad-Gruppe
Gerhard Knoch, Geschäftsführer der Procad-Gruppe

Was wir in den nächsten Jahren brauchen, ist eine Software, die Mechanik-, Elektrik- und Softwareentwicklung verbindet.

Absolut, das ist so. Dass jede „Fraktion"“ für sich allein werkelt und wenn nachher was nicht passt, zeigt man mit dem Finger gegenseitig auf die anderen, das ist alt. Man will doch, dass alles von vornherein zusammenfließt und nachher richtig funktioniert. Also wir haben heute schon die richtigen Schnittstellen, um eine integrierte Umgebung aufzubauen.


In diesem Frühjahr hat der amerikanische Präsident, Joe Biden, eine weltweite Klimakonferenz abgehalten. An deren Ende erfuhr man, dass die Amerikaner in den nächsten Jahren 2000 Mrd. Dollar in den Klimaschutz investieren wollen. Am Abend wurde im deutschen Fernsehen gefragt, wie können wir denn davon etwas abbekommen? Die Antwort des Kommentators hieß: "Schneller werden". Dazu können Sie mit Ihren Produkten ja auch etwas beitragen?

Natürlich. Die gesamte vernetzte Bearbeitung, auch über die Konstruktion hinaus und auch bis hin zu Zulieferanten, trägt dazu bei. In besonderem Maße nun auch die Software von Acatec. Nicht selten beschleunigen Konfiguratoren konstruktive Aufgaben, um den Faktor 10. Da liegt noch richtig was drin. Nur machen muss man es.


Herr Knoch, vielen Dank für das Gespräch.


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